Über den Weg und Irrwege

Nach einer langen Stille schreibe ich wieder.

Der erste Grund für diesen Bericht ist, dass ich vor zehn Tagen meinen Meditationsschülern und auch anderen versprochen habe, wieder anzufangen zu schreiben. Ich hatte erkannte, dass der enge Kontakt zu denen, die mir wichtig sind, wie die Luft ist, die wir atmen – je weniger es davon gibt, desto mehr sehnen wir uns danach.

Ein weiterer Grund ist die Antwort auf eine Frage, die mir einer meiner Schüler stellte: Wie versöhne ich den Weg des Wissens mit dem Weg ins Jenseits.

In den letzten 40 Jahren war ich Zeuge eines lebendigen Interesses für das Jenseitige (also Wunder), seitens der Mehrheit derjeniger, die sich auf den Weg der persönlichen Entwicklung begeben wollten. Viele machten sich auf diesen edlen Weg, in der Hoffnung, selbst Wunder zu erfahren. Sie wollten bei sich genau das aktivieren, was viele fernöstliche Traditionen versprechen, das ‚Sehen‘ von jenseitigen Phänomenen. Falls dies auch nach 35 Jahren des hartnäckigen und disziplinierten Verweilens auf dem Weg nicht passiert, dann brauchen sie einen Schuldigen, der das verhindert. Das kann nur der Meister sein und das insbesondere dann, wenn er ihnen nie versprochen hat die Aktivierung der Fähigkeiten jenseitige Phänomene zu sehen.

Was ich allerdings versprochen habe und auch oft betone, sind die folgenden Aussagen:

  • Jemand kommt auf die Welt mit bestimmten „extrasensorischen“ Potenzialen
  • Falls bei jemandem solche Potenziale vorhanden sind, dann können sie nur während der sogenannten „kritischen“ Phasen der Gehirnentwicklung aktiviert werden, weder davor noch danach (die kritische Phase der Aktivierung eines gewissen Potenzials ist der Zeitraum, in dem eine Person, die ein bestimmtes Potenzial hat, sich den Reizen aussetzt, die dieses Potenzial aktivieren könnten oder wenn die Person einige Aktivitäten ausführt, die das Potenzial aktivieren können.
  • Nur wenn die Person, in den nächsten 4-5 Jahren diese neu erworbene Fähigkeit kontinuierlich nutzt, wird sie diese Fähigkeit verfestigen und in der Lage sein, später im Leben diese bewusst einzusetzen.

Was passiert, wenn die erweckte Fähigkeit nicht ausreichend genutzt wird?

Da jedes Gehirn nach dem Prinzip „use it or lose it!“ funktioniert, wird auch die gerade aktivierte Fähigkeit verloren gehen, als wäre sie nie da gewesen. Die neuen Nervenzellen werden dann durch deren Untätigkeit wieder zugrunde gehen.

Außerdem, selbst die empirisch nachgewiesenen außersinnlichen Fähigkeiten lassen sich nicht immer einsetzen, besonders nicht dann, wenn die Person aus persönlichen Gründen anderen zeigen will, dass sie über solche Fähigkeiten verfügt.

Ich möchte diese Aussage mit einer persönlichen Erfahrung verdeutlichen:

Vor ein paar Monaten fragte mich eine mir nahestehende Person, ob ich ihren verlorenen Ohrring finden könnte. Nach etwa anderthalb Minuten beschrieb ich genau den Ort, wo sich der Ohrring befand. Wir fuhren sofort mit dem Auto dorthin und fanden den verlorenen Gegenstand.

Beim nächsten Mal bat mich dieselbe Person, ihr verlorenes Handy zu finden. Ich dachte: „Siehe mich an, jetzt werde ich es wieder leicht herausfinden!“ Leider gelang es mir dieses mal nicht, den Gegenstand zu lokalisieren, weil sich jetzt meine Eitelkeit in das ganze eingeschaltet hatte!

Einige Wochen später bat mich dieselbe Person erneut, ihr zu sagen, wo sie ihr Handy verloren hat. Die Antwort war: Unter dem Beifahrersitz in deinem Auto. Dort fand sie es dann tatsächlich.

In meinem Buch “ Die Geschichten aus Indien“ (derzeit leider nur auf Serbisch) habe ich Lebensgeschichten einiger Menschen beschrieben, welche die Gabe hatten, die andere Realität zu ‚sehen‘, oder Wunder zu vollbringen.

In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler geduldig Daten über blinde Menschen gesammelt, die in der Lage waren, die Hindernisse vor, neben oder hinter sich selbst zu „hören“, indem sie mit der Zunge schnalzten oder schmatzten. Diese Geräusche breiteten sich im Raum um die blinde Person aus und prallten von festen Gegenständen ab. Der abgeprallte Schall reizte die Ultraschall-Rezeptoren im Gehirngewebe, bekannt als corpus calosum, welches die beiden Gehirnhälften verbindet. Falls die Personen von Geburt an blind waren, konnten sie diese Art der außersinnlichen Fähigkeit entwickeln, ansonsten verschwanden die Zellen, die für Ultraschallwahrnehmung zuständig waren, wieder.

Falls sich jemand auf den edlen Weg der persönlichen Entwicklung gemacht hat, um Wunder zu erleben – befindet sich die Person auf Irrwegen. Dabei ist der Weg an sich noch kein Irrweg, es wird nur dann zum Irrweg, wenn man das Erleben von Wundern zum Ziel setzt.

Dieser Weg bringt jedem mindestens zwei offensichtliche Arten von Nutzen:

  1. Aufrechterhaltung der geistigen Funktionen, die sonst durch Nicht-Gebrauch zugrunde gehen.
  2. Förderung von den geistigen Funktionen, die bei den meisten Menschen mit zunehmendem Alter verfallen.

Es grüßt Euch herzlich Euer Meister

und sollte es Fragen oder Unklarheiten geben, bitte zögert nicht, mich darauf anzusprechen. Nutzt die Kommentarfunktion, dann können auch andere daraus etwas lernen.

 

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