Persönliche Entwicklung

Persönliche Entwicklung

Die persönliche Entwicklung ist eine ewige ungeklärte Domäne; einerseits der Humanmedizin und andererseits der Entwicklungspsychologie.
Die Psychologen und Mediziner beschäftigen sich seit dem 19. JH damit, haben aber keine umfassende Theorie, die sich auf die Entwicklung geistiger Funktionen bezieht. Sie haben nur festgestellt, dass sie schwach bis stark geprägt sind und sich auch bis zum Verschwinden zurückentwickeln können.

Da sich die Wissenschaftler nur mit einzelnen Bestandteilen der Entwicklung beschäftigt, z. B. fluide Intelligenz, Konzentration oder Kreativität, hat niemand die Zusammenhänge bisher erforscht.

Die persönliche Entwicklung beginnt mit der Verunreinigung des Geistes, dem geistigen Müll. Die ersten Erfahrungen eines Neugeborenen sind meist unangenehmer Art und  Unreinheit. Es ist wie etwas, das an einem klebt und nicht weggedacht werden kann.

Der geistige Müll ist alles was wir in unserem Leben erlebt haben und in unserem Inneren angehäuft haben, die Dinge, mit denen wir nicht fertig werden können. Was ist das alles, was wir im Laufe unseres Lebens erlebt haben? Es sind nicht nur die Dinge worunter wir gelitten haben, sondern auch die schönen Sachen und Erlebnisse. Das was schön war, ist allerdings vergangen und wenn uns das bewusst wird und wir uns danach sehnen, dann verwandeln wir uns in einen Jammerhaufen. Es sind also nicht nur die Erinnerungen an Schlimmes, sondern auch an schöne Erlebnisse. 

Dabei beginnt die eigentliche geistige Entwicklung mit der Geburt. In der Philosophie wird manchmal von der Geburt als ‚Tabula rasa‘ gesprochen. Diese Metapher der ‚leeren Tafel‘ bezeichnet den ursprünglichen Zustand, bevor das Leben diese Tafel beschreibt. (John Locke griff den Begriff auf und integrierte es in seine empiristische Erkenntnistheorie. Die Seele ist laut Locke bei der Geburt „ein unbeschriebenes Blatt“, im Verlauf des Lebens wird sie durch die Erfahrung geprägt. Kognitionswissenschaftler widersprechen dieser Ansicht und haben verschiedene angeborene Mechanismen identifiziert, auch verträgt sich die Tabula rasa nicht mit der Erkenntnis der Verhaltensgenetik, die beschreibt, dass menschliche Verhaltensmerkmale teilweise erblich sind).

Mit der Zeit nach der Geburt und den Ereignissen im Leben häufen sich die Seiten des geschriebenen Lebensstoffes auf der Tafel. Das was darauf geschrieben steht, bezeichnen wir als Müll und die Tafel füllt sich unaufhörlich mit dem Unrat.
Das passiert bei allen, außer bei denjenigen, die das Glück hatten sich frühzeitig mit dem Entleeren der geistigen Mülltonne zu befassen. Bei allen anderen Menschen wird die Tafel bis zum Lebensende immer weiter beschrieben.

Beim Meditieren kann man die Erfahrung machen, dass man diesen geistigen Müll zoomt. Das bedeutet, dass genau der Müll beim Meditieren hochkommt. Wie kann man nun stärker werden, um das zu ertragen was man nicht loswerden kann?
Das gelingt nur dann, wenn man sich dem aussetzt was man ungerne in Erinnerung bekommt, wenn man sich dessen bewusst wird was man nicht mag.
Erinnerungen an das schönste Erleben und die Erkenntnis, dass wir das nicht wiederholen können, erst dann beginnen wir womöglich echt zu leiden. Wir sollten einsehen, dass es diese Dinge nicht mehr gibt und nicht mehr geben wird. Die alte Liebe, das jugendliche Gesicht, unsere hübsche Körperform und die Tatsache, dass wir uns irgendwann früher gefallen haben, alles ist vorüber.

Um dieses Dilemma und mögliche weitere Entwicklung zu erklären oder zu verdeutlichen, gibt es in der Individuellen Meditation eine Theorie der persönlichen Entwicklung anhand einer Graphik.

Vor über 10 Jahren entstand die Idee der Entwicklungskurve. Diese Kurve ist eine Approximierung, eine Verdurchschnittlichung der persönlichen Entwicklung. Die Grundlage war die Basis aus Beobachtungen vieler klinischer Patienten und Meditationsschüler der Individuellen Meditation, zudem kamen Erfahrungen aus dem kognitiven Coaching dazu.

Die Entwicklungskurve beginnt mit der Geburt, am neutralen Punkt Null. Das ist der Beginn des Lebens und von diesem Punkt aus, beginnt dieses neugeborene Leben den geistigen Müll zu sammeln und darin zu versinken.

Vorher lebte das Kind im Mutterleib in einem schwebenden Zustand. Es musste weder essen, noch trinken, noch atmen. Das Kind bekam nur sehr gedämpfte Reize von außen, es gab keine grellen Lichter, keine grellen Farben, keine lauten Geräusche, keine Kälte, keine Hitze, keine Berührung, keinen Druck. Das Kind schwebte von allen Unannehmlichkeiten weitestgehend beschütz im Mutterleib.

Dann kommt der Augenblick, in dem die Mutter das Kind auf die Welt bringt. Das ist meist begleitet mit einem herzzerreisenden Schrei des Kindes. Dieser Schrei deutet auf den ersten tiefsten Schmerz hin, mit dem das Kind konfrontiert wird. Der erste Schrei des Kindes ist der erste Kontakt mit der Welt. Es muss von nun an selbst atmen und mit dem Schrei seine Lungen füllen.

Diese Erfahrung und alle weiteren Ereignisse ziehen das Kind im Laufe der ersten Tage seines Lebens auf der Kurve nach unten.

Zum einfachen Verständnis: das Nervensystem des Kindes funktioniert nach der Geburt so, dass in der Amygdala nur eine generelle Erregung möglich ist.

Entweder Abwesenheit der Reize, Abwesenheit der Aufregung, oder eine Aufregung und die wird zunächst weder als angenehm noch als unangenehm empfunden. Daraus differenziert sich in den ersten beiden Tagen des Lebens der angenehme und der unangenehme emotionale Zustand.

Wenn sich der angenehme und der unangenehme Zustand voneinander getrennt haben, dann haben wir damit die Quelle des menschlichen Leides entdeckt.

Daraus ergeben sich dann weitere Gefühle, die entweder angenehm oder unangenehm sind. Wut und Ängste können sich sofort melden und daraus differenzieren sich noch weitere Phänomene, wie z. B. Hass.

Aus Hass und Ärger entsteht rebellierendes Verhalten. Natürlich werden all diese Phänomene in der geistigen Mülltonne gespeichert. Auch das Gefühle der Eifersucht entsteht, aber es entsteht erst etwas später, erst nach ein paar Monaten.

Alle Eindrücke werden im Hippocampus gespeichert, das bezeichnen wir als die geistige Mülltonne. Zur Veranschaulichung beschreiben wir den Hippocampus dabei als ein Prozessor des Gedächtnisses. Dieser Prozessor verteilt sämtliche Informationen, die wir erlebt haben, in die Synapsen und dadurch ins ganze Gehirn. Das geht damit nie wieder verloren.

Das einzige was verloren gehen kann, ist der Zugriff auf diese Informationen, die Möglichkeit, sich an gewisse Dinge zu erinnern. Es ist dann so, als hätte man ein Passwort vergessen. In diesem Fall, aber auch wenn der Prozessor beschädigt wird, kann man durch Hypnose an sehr rudimentäre Informationen herankommen. Die vernichtete Information kann sich dann durch Verknüpfungen von neuem herstellen und man kann sich an die vergessenen Inhalte allmählich wieder erinnern.

Das ist alles der geistige Müll und befindet sich im unteren Teil, dem negativen Teil der Entwicklungskurve. Wir sprechen hier vom unreinen Geist.

Das Kind wächst langsam heran und beginnt dabei auf der Kurve immer weiter zu fallen. Es wird so weit fallen, bis es auf die fast Unerträglichkeitsstufe des eigenen Lebens gelangt. Das ist der Boden, durch diesen Boden kann das Kind nicht weiter fallen.

Wenn das Kind den Boden erreicht hat, beginnt es sich an verschiedene Sachen und Umstände zu gewöhnen und beginnt die eigene Frustrationstoleranz für Unannehmlichkeiten und Annehmlichkeiten zu erhöhen. In diesem Augenblick meldet sich eine Tugend im Kind, das ist der Mut. Allerdings beginnen nicht alle Menschen Mut zu entwickeln.

Was passiert bei denjenigen? Sie haben den Boden erreicht, sie geben sich den schmerzhaften Zustand hin und sie versuchen nicht mehr zu fliehen. Irgendwann bekommt man die Idee, dass man sich betäuben kann. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Betäubungsarten. Es gibt Betäubungen, die neben den offensichtlichen Dingen wie Schmerztabletten, Drogen, Rauchen und Alkohol auch benutzt werden. Dazu zählen Computerspielen, übermäßiger Gebrauch von sozialen Medien, Bodyshaping in allen übertriebenen Ausführungen. Selbst übermäßiger Musikgenuss und übertriebener Sport dienen der Betäubung.

Auf der zweiten Stufe (versklavter Geist) macht man sich selbst von seinen subjektiven Bewertungen abhängig und will ständig das Angenehme haben und versucht das Unangenehme zu vermeiden.

Mit dem Heranwachsen schleichen sich auch verschiedene Gier-Arten ein. Oftmals zunächst unbemerkt werden sie zu einem Leitmotiv im Leben. Lust-Gier, Hab-Gier, Macht-Gier und falsches Wissen sind dann die Motivation im Leben.

Weitere Erläuterungen: Kinder gehen in den Ferien zu den Großeltern. Dort werden sie verhätschelt und aufgepäppelt und es geht ihnen gut. Das schafft weitere Kontraste zum eigenen zu Hause. Irgendwann kommen sie nach Hause zurück und die Belastung wird noch größer, es erwartet sie eine weitere unangenehme Situation. Die Eltern haben ihre Erwartungen nicht aufgegeben und die Kinder müssen den sozialen Druck der Eltern aushalten. Durch den Unterschied zwischen dem angenehmen Aufenthalt bei den Großeltern und den Forderungen der Eltern geraten die Jugendlichen in innere Konflikte. Das sind alles große Herausforderungen für den Geist.

Einen positiven Ausblick hat das Ganze, nur der Geist, der großen Herausforderungen, großen Druck und großen Unannehmlichkeiten ausgesetzt ist, beginnt sich zu entwickeln. Neue Nervenenden wachsen heran, beginnen sich miteinander zu verknüpfen und dadurch wächst die geistige Fähigkeit, die geistigen Potentiale. Wer hingegen in ganz bequemen Umständen groß geworden ist, der nie solchen herausfordernden Umständen ausgesetzt war, der könnte zu einem emotional unterentwickelten Kind heranwachsen. Deshalb ist es wichtig die Kinder maßvoll zu belasten. Nicht über das Maß hinaus, denn mit allem was über das Maß hinausgeht, könnten sich ängstliche Kinder oder antisoziale Persönlichkeitsstörungen entwickeln, oder anderweitig gestörte Kinder.

Jugendliche, die glauben den Erwartungen der Schule, der Eltern etc. nicht gewachsen zu sein und das scheinbar nicht aushalten zu können, neigen vielleicht sogar dazu die Schule zu schwänzen und sich auf die eine oder andere Art zu betäuben. Cliquen in denen man bestehen muss und in die man sich integrieren muss entstehen mit dem Hintergrund, dass man sich ablenkt.

Gleichzeitig gibt es eine Tendenz, dass die Kinder in der Pubertät ihre Individualität versuchen zu leben. Sie kommen aus der Anonymität heraus und entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten. Wenn man für eine Person sagt: „er hat Persönlichkeit“, dann bedeutet das, dass er eine gewisse Stärke in sich hat, diese auch vertritt, danach lebt und nach außen zeigt.

All das beschreibt den Übergang der ersten Stufe, des verunreinigten Geistes und des versklavten Geistes zur dritten Stufe, des betäubte Geist. Der meldet sich im Teenageralter, wenn man anfängt sich Gedanken über alles zu machen und keinen Ausweg erkennen kann. Man möchte nicht mehr ‚hinsehen‘ und versucht sich abzulenken. Das führt zu einem Kreislauf zwischen versklavten und betäubten Geist.

Es gibt Menschen, die in der Situation des betäubten Geistes irgendwann begreifen, dass sie sich betäuben und mit ihrem Handeln nur ablenken. Sie erkennen den versklavten Geist und damit sind wir bei der nächsten Stufe.

Sie leiden dann noch mehr und der Geist beginnt sich noch mehr zu betäuben. Diese Menschen verwenden dann vielleicht nicht mehr die gleiche Substanz oder dieselben Tätigkeiten um sich zu betäuben, sondern ihr Geist verlangt nach einer neuen Herausforderung, er braucht etwas Neues. Der Geist erkennt das jedoch nicht als eine leidbringende Tätigkeit. Er erkennt womöglich die Falle nicht, die er sich selbst gestellt hat.

Denn erst wenn man erkannt hat, dass das alles Müll ist, beginnt man sich zu entscheiden, dass man in diesem ‚Gewässer‘ nicht mehr schwimmen möchte. Man verspürt den inneren Wunsch sich daraus zu befreien und man sucht nach Mittel und Wegen das zu tun. Zu dem Zeitpunkt fehlen den meisten Menschen aber die ‚geistigen Muskeln‘, um das zu vollbringen. Man kann zwar entscheiden, nicht mehr im Dreck zu schwimmen und ans Ufer kommen zu wollen, um sich zu reinigen und dann anfangen ein besseres Leben zu führen. Allerdings muss man sich dann auf den Weg dorthin machen. Das bedeutet, die Kruste des verunreinigten Geistes zu zerbrechen, damit aus der Kruste herauszukommen. Die Gewohnheiten des verunreinigten Geistes verlassen und sich dann zu reinigen.

Eine Lösung, um aus diesem Kreislauf zu entkommen, wäre eine kreative Tat. Man könnte etwas Literarisches niederschreiben, oder etwas selbst herstellen, anfertigen. Man könnte singen oder basteln, etwas mit dem eigenen Denken erforschen.

Das Ziel ist durch das richtige Denken auf den Nullpunkt zu kommen, von dort aus kann man sich entwickeln. Wer sich von allen Blockaden und geistigen Müll befreit hat, wer durch veränderte Einstellungen die Blockaden überwunden hat und sich nicht mehr betäuben muss, der kann mit seiner tatsächlichen Entwicklung beginnen.

Diese Erkenntnis hatte auch Buddha unter dem Bodhibaum. Als er das bei seiner ersten Predigt an seine Jünger vermittelt hatte, hatten sie dieselbe erste Einsicht.

Buddhas erste Jünger waren Asketen, denen er auf seinem Weg der Suche zunächst selbst gefolgt war. Deren Erkenntnis bei Buddhas erster Predigt war auch der Beginn der buddhistischen Mönchsgemeinde (Sangha).

Den Augenblick, oder die Einsicht beim Verstehen des Weges hat Buddha als die höchste Stufe der geistigen Entwicklung betrachtet. Im Laufe seines Lebens hat Buddha allerdings erkannt, dass seine Jünger doch noch nicht soweit waren. Die Mönche waren nach der Definition Buddhas in dem Augenblick erwacht, sie hatten aber erst die Stufe des neutralen Geistes erreicht.

Wer im Geist frei geworden ist, der fragt sich, was ist jetzt zu tun?

Wenn man keine Antwort darauf weiß, fällt man zurück in eine der darunterliegenden Etappen. Man kommt so weit, dass man weiter leidet und möglicherweise in die Konsumfalle tappt. Man gib sich dem Konsum hin und tut das was die Gesellschaft dazu anbietet und zur oberflächlichen Befriedigung als Angebote liefert. Wir beginnen uns dann zu regelrechten Konsummenschen zu verwandeln.

Wer begriffen hat, dass er sich nicht gehen lassen darf, der beginnt sich mit der persönlichen Entwicklung zu beschäftigen.

Bodhidharma hatte das vermutlich auch als seine Einsicht. Er hatte sich von der Sichtweise des alten Buddhismus verabschiedet. Damit war er der erste bekannteste Reformer des alten Buddhismus. Man könnte annehmen, dass das auch der Grund war, warum er nach Osten ausgewandert ist. Auf seiner eigenen Erkenntnis begründet, hat er dann gelehrt, dass man über die eigene Praxis noch weiterkommen kann. Nach dem Ausreifen seines Geistes in einer Höhle, nahe des Shaolin-Klosters in China, hat Bodhidharma begonnen dort die Praxis zu lehren.

Auch für die Lehre der Individuellen Meditation ist die erste Erkenntnis die Buddha hatte, nur der Beginn des Weges. Aus diesem ersten Verstehen hat sich schon damals der Weg des Wissens entwickelt. Alle alten Linienhalter und Meister der Besonderen Lehre haben den Wissensweg immer mit dem Weg der Praxis kombiniert. Sie haben das auch immer betont, dass es nötig ist, um sich persönlich weiter zu entwickeln.

 

Das bedeutet, man muss den Weg erst verstehen und dann muss man ihn gehen.

Das dauert zwischen fünf und zehn Jahren der meditativen Praxis, bis man das Geschick der Selbstbeobachtung entwickelt hat. Man wird sich aller Inhalte seines Geistes bewusst und man erkennt die Störungen. In der Phase des klaren Geistes eignet man sich die Wahrheitskriterien an, hat aber noch nicht die Kraft alles in Ordnung zu bringen. Das ist nur die erste Phase der meditativen Entwicklung, dann muss man die Meditationen meistern.

Das bedeutet, dass man jede Meditationsaufgabe erfolgreich umsetzten muss. Das ist das Geschick des Meditierens und es dauert wiederum 5 bis 10 Jahre bis man das erlernt und eingeübt hat.

 Man befindet sich auf der Kurve immer noch im unteren Teil, man ist hier bei etwa 10% der möglichen geistigen Entwicklung.

Die nächste wichtige Etappe, geht bis zu 70% auf der Kurve und die Entwicklung dorthin dauert etwa 4 bis 6 Jahre.

In der Tat wird der Geist hier klar, wenn wir den eigenen Geist kennengelernt haben. Wenn wir ehrlich zu uns geworden sind, dann erkennen wir das Ego, wir erkennen unsere Schwächen, unsere Blockaden. Wenn wir uns damit aktiv beschäftigen, dann beginnen wir das Ego zu überwinden. Das gelingt, nachdem wir alles über uns selbst erfahren haben, getreu dem Motto wie es in Delphi steht: „Erkenne dich selbst“ (gnôthi seautón).

Der geordnete Geist befindet sich dabei am Ende der Reinigung und hier ist der Punkt zur Selbsterkenntnis. Wenn man sich selbst erkannt hat, dann beginnt man eine gewisse Ordnung in den eigenen Geist zu bringen.

Damit wird auch die Richtung klarer, in die man sich weiterentwickeln möchte. Es geht darum, auf welche Stärken man sich konzentrieren möchte. Man erkennt die eigenen Schwächen und wie man möglicherweise diese Dinge delegieren kann, damit nur die Stärken zum Vorschein kommen.

Man kann schnell erkennen was unnützlich ist und verwirft es und das was nützlich ist wird man behalten.

Man beginnt auf dieser Etappe bei der ordnungsbringenden Tätigkeit eigene Tugenden zu entwickeln. Man entscheidet damit auch, in welche Richtung das eigene Leben gehen soll. Sollte es etwas Ästhetisches sein, etwas Ethisches, was Nützliches, Sinnvolles, oder will man sich für die sozialen Belange der Gesellschaft einsetzten. Man kann auch etwas erforschen, die Natur oder das Universum und das sowohl in der mikroskopischen Welt oder in der Makrowelt? Sollte man etwas Pragmatisches unternehmen, etwas was für andere nützlich ist?  Etwas wo ich meinen Geist einsetzen kann, damit ich fit bleibe.

Wenn man Ordnung in den Geist gebracht hat, dann beginnt man zu überlegen, was brauche ich, was brauche ich nicht. Man beginnt den Geist zu entmüllen. Dadurch stellt sich die Weisheit ein.

Man kann zwar die Inhalte aus dem Geist nicht wegwerfen, aber man kann durch eine veränderte Einstellung die jetzt überflüssigen Sachen im Geiste einkapseln. So dass wir auf die Erfahrungen aus der Vergangenheit einfach nicht mehr reagieren. Das ist der kognitive Ansatz, der jeden helfen kann emotional stabil zu werden.

Der Geist ruht nun in sich selbst und muss sich nicht mehr bewegen. Man könnte auch sagen, es geht um die Vernichtung des Egos, es bleibt nichts mehr. Durch die Erkenntnis dabei, entsteht die Wahrheit. Der Geist hat keine Fesseln mehr und kann sich intuitiv mit allem vereinigen was auf ihn zukommt.

Das ist die Stufe des reinen Geistes. Der Weg für die 25 % der Entwicklung bedürfen wieder mehr Zeit und man ist bei etwa 8 Jahren und meist dauert es eher länger.

Wenn das erreicht wird, wenn man die 95% der geistigen Entwicklung erreicht hat, dann meldet sich die Kreativität und es kommen innovative Ideen.

Das bedeutet aber nicht, dass Kreativität und Innovation nicht auf einer anderen unteren Ebene stattfinden kann. Allerdings finden sie dort nur zufällig statt. Auf der fortgeschrittenen Ebene bei 95 % kann man die Kreativität und innovative Ideen immer nach eigenem Ermessen einsetzen.

Der Geist strebt nach der Perfektion durch Aktion aus sich heraus. Er hat die Erkenntnis der Wahrheit, wie Geistesblitze erkennt man sofort die Zusammenhänge und handelt danach.

Ab hier ist die Entwicklung auf der Kurve offen, das ist ein asymptotisches Wachstum auf die 100%, es passiert sprunghaft. Bei jeder kreativen Tat ist der Geist auf dem 100 % Niveau. Wenn die kreative Tat beendet ist, dann fällt der Geist zurück auf die 95 %.

Auf dieser Ebene der persönlichen Entwicklung ist der Geist so fit geworden, dass er für sich selbst ein enorm großes Universum ist und es gibt nichts, was der Geist nicht schaffen kann. Deshalb ist es wichtig diese Zone der Entwicklung zu erreichen, man erlangt eine Zufriedenheit und der Geist ist sich selbst genug.

Der Mensch erlebt sich immer neu, als würde er sich nie wiederholen, er hat immer neue Idee. Wenn jemand diese Stufe erreicht hat, wird es zu einer kontrollierten geistigen Produktion. Die Kreativität entsteht durch Einsichten und wenn diese Einsichtsfertigkeit gemeistert ist und der Geist dazu geschult wurde, dann kann man immer Einsichten bekommen. Ganz egal was dieser Geist anfasst, er wird diesen Bereich immer bereichern und weiterentwickeln.

Bei dieser Zone gibt noch etwas zu beachten, denn viele Menschen nehmen an, dass sie kein erfülltes Leben haben können. Aber ein erfülltes Leben geht einher, indem man sich einer Tätigkeit intensiv, zweifellos und hingebend widmet. Die selbst gewählte Hingabe bedeutet ein erfülltes Leben zu haben und das bedeutet, dass der Hingabe eine logische Überlegung voran geht. Dieser Überlegung sollte eine Frage beantworten: „Was möchte ich aus meinem Leben machen, welche meiner Tugenden (Eigenschaften) werde ich mich in der Zukunft widmen?“ Wenn man sich prinzipiell entschieden hat, was man aus sich selbst machen möchte, kann man in unterschiedlichen Richtungen gehen. Auf dieser Ebene ist die Geisteskraft vorhanden, um ein erfülltes Leben zu führen.

Allerdings: wer sich selbst gegenüber nicht verpflichtet auf Dauer etwas umzusetzen, der bleibt ständig auf der Oberfläche.

 Ansonsten nutzt man die geistige Kraft, um die edlen Ziele der Weisheit und der Kreativität für sich und für seine Mitmenschen einzusetzen. Mit der erreichten Kraft kann man in den Flow gelangen und damit das eigene Tun veredeln. Religiöse Menschen unter den Lesern werden das als Vereinigung mit Gott erfahren.

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