Kritische Auseinandersetzung mit einer Workshopbeschreibung aus der Sicht der individuellen Meditation.
Die nachfolgende Beschreibung entstammt einem Flyer zu einem Workshop über die Anwendung von Mantras:
Originalbeschreibung:
MANTRAS
STIMME UND MEDITATION
Es werden an diesem Abend Einblicke in die Wirkungsweise einzelner Mantras und die spirituellen Hintergründe gegeben.
Im Vordergrund steht aber das Singen, Tanzen, Erleben und Nachspüren.
Diese aktive Form der Meditation eignet sich besonders für Menschen, die sich mit dem „An-Nichts-Denken“ schwertun und einen Einstieg in die Meditation suchen.1 Natürlich auch für alle, die gerne singen. Die Mantras werden mit Instrumenten begleitet.
In den Kulturen des Fernen Ostens klingen diese Gesänge seit Jahrtausenden durch die Dörfer, Städte und Landschaften und werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Mantras sind immer wiederkehrende Melodie folgen mit gleichem Text. Sie entspannen2 den Geist, helfen die Emotionen3 zu besänftigen und öffnen das Herz. Wer einmal die harmonisierende Wirkung von Mantras kennengelernt hat, möchte sie meist nicht mehr missen.4
„Meine Absicht ist es, die heilende5 Kraft der Stimme und der Mantras für jeden erfahrbar zu machen.“
Hier sind die Ergebnisse des Workshops:
Zu 1:
Was ist eine aktive Form der Meditation, Mantras oder das Singen, Tanzen, Erleben und Nachspüren?
Wenn das oben genannte Singen und Tanzen eine aktive Form der Meditation ist, ist dann das „An-Nichts-Denken“ eine inaktive Form der Meditation?
Singen und Tanzen ist mit Sicherheit eine zumindest körperlich aktive Arbeit. Soll dies jedoch meditativ durchgeführt werden, so ist es äußerst zweifelhaft, ob ein in der Meditation ungeübter Mensch die Voraussetzungen für eine solche Art der Meditation mitbringt. Denn das Singen und besonders das Tanzen auf eine meditative Art zu praktizieren, erfordert eine gewisse Entwicklungsstufe.
Mit Mantras kann sowohl auf eine aktive als auch eine passive Art meditiert werden. Wobei in der Tradition der individuellen Meditation die jeweilige Meditationsart auf die meditierende Person oder Gruppe zugeschnitten ist. Das „An-Nichts-Denken“ ist eine sehr anspruchsvolle Meditation, die auch in einer sehr aktiven Art durchgeführt werden kann. Schon aufgrund des anspruchsvollen Niveaus ist es deutlich, dass ein Einsteiger mit dieser Meditation seine Schwierigkeiten haben könnte.
Zu der falschen Meinung, dass das „An-Nichts-Denken“ inaktiv ist, trägt die körperliche Bewegungslosigkeit beim Meditieren bei.
Zu 2:
Nicht jedes Mantra ist in seiner Wirkungsweise entspannend, auch ist es eine ganz entscheidende Frage der Art und Weise, wie mit dem Mantra meditiert wird. Manche Meditation mit einem Mantra kann eine Person sogar in einen gereizten Zustand versetzen.
Die weitere Frage stellt sich, ob eine entspannende Wirkung für die betreffende Person ein förderlicher Prozess ist.
Zu 3:
Nach unserer Meinung sollte die Meditation äußerst selten, und nur unter ganz speziellen Umständen zur Arbeit an den Emotionen eingesetzt werden.
Um an den Emotionen zu arbeiten, gibt es wesentlich effektivere Methoden. So zum Beispiel die Rational emotionale Verhaltenstherapie.
Zu 4:
Die in verschiedenen Traditionen erwähnte heilende Wirkung einer Meditation würde deren entwickelnde Kraft mindestens schwächen oder sogar aufheben.
Da bei fast allen Krankheiten sehr gute medizinische Möglichkeiten der Behandlung existieren, sind diese den Meditationen vorzuziehen. Hierdurch kann die Meditation für ihr eigentliches Ziel, die Entwicklung der phylogenetisch jüngsten Fähigkeiten des Menschen, verwendet werden.
Zu 5:
Wenn wir eine Meditation mit einem Mantra nicht mehr missen wollen, sind wir in eine Falle getappt. Wir haben uns eine zusätzliche Entwicklungsblockade eingehandelt. Durch die neu erworbene Gewohnheit haben wir begonnen, an der Meditation zu haften. Es bedarf einer intensiven Arbeit beim weiteren Meditieren, damit dies nicht in der Folgezeit ein großes Problem für den Übenden darzustellen.
(AW)
Mit diesem kritischen Blick auf den Einladungstext und den daraus gewonnenen Erkenntnissen ist es leicht zu verstehen, wie man generell mit solchen Angeboten umgehen sollte! Immer kritisch betrachten, nichts einfach so hinnehmen, wie es oft aus Unkenntnis versucht wird zu verbreiten und zu lehren. Viele mit unvollständigem Wissen sind bereit, dieses Halbwissen als Lehre weiterzugeben, die angeblich entscheidend zur Weiterentwicklung beiträgt.
Deshalb der Rat: Immer erst denken, dann handeln!