Herz und Geist – Teil 2

Entscheidung für den einen oder anderen meditativen Weg ist wahrscheinlich noch schwieriger zu treffen. Es geht schließlich darum, die eigenen phylogenetisch jüngsten Fähigkeiten zu fördern und aufrechtzuerhalten. Diese Fähigkeiten haben sich als letzte in der menschlichen Stammesgeschichte entwickelt. Dazu gehören, unter anderem, anspruchsvolle Denkarten (analytisches und synthetisches Denken, abstraktes, deduktives und induktives Denken), die Wirklichkeit weise zu bewerten, ein Gefühl fürs Schöne zu haben, moralisch zu handeln, kreativ zu sein usw.
Ein gutes Beispiel für eine falsche Entscheidung auf dem meditativen Weg ist, eine und dieselbe Meditation ein Leben lang zu praktizieren. Wenn man bedenkt, dass der Übende bestrebt ist, sich vom Haften aller Arten zu befreien, passiert durch eine und dieselbe Meditation das Gegenteil: Man beginnt an der Meditation zu haften. Sie versetzt den Übenden in einen angenehmen, ja sogar wunderbaren Zustand, und der Lernpsychologie zufolge wird dieser Zustand konditioniert. Statt die phylogenetisch jüngsten Fähigkeiten zu fördern, bewirkt sie ihr Verkümmern. Der Übende genießt den Augenblick auf Kosten der eigenen Zukunft!

Bei einer rein analytischen Entscheidung für einen meditativen Weg fehlt natürlich „das Herz“. Paradoxerweise ist „das Herz“ auch eine Entscheidungssache. Findet man heraus, dass ein Weg für einen der richtige wäre und gleichzeitig hat man aber keine Vorliebe dafür, wäre es empfehlenswert, diese zu entwickeln. Und sie kommt durch die meditative Praxis, indem man immer wieder versucht, mit Hingabe zu meditieren.

Die Wahl des Weges ist auch mit der Wahl des Lehrers verbunden. Entscheidet sich jemand für einen Lehrer nur nach dem Gefühl, verliert er meistens unnötig Zeit, bis er einen für sich selbst richtigen gefunden hat. Es ähnelt dem Versuch, aus einem Korb voller wunderschöner Rosen eine ohne Dornen, mit geschlossenen Augen herauszusuchen. Dabei gibt es im Korb nur wenige ohne Dornen. Die andere Möglichkeit wäre, die Rose mit offenen Augen zu suchen.

So ist es auch mit dem richtigen Meditationslehrer und der richtigen Meditationslehre.

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