aus der Provinz in die Metropole

Die Nacht war sehr kurz – und rückblickend der Tag sehr lange.
Schon um 4 Uhr bin ich aufgestanden, habe meine Sachen gepackt, das Zimmer soweit in Ordnung gebracht, ein bisschen Yoga geübt, die emails überprüft und beantwortet, an Erwins Tür geklopft und zusammen sind wir zu unserem Kyotoer Kraftplatz gegangen.
Die Stadt war nach dem Sturm in einem desolaten Zustand. Überall lagen Abfälle und Blätter die der Wind verweht hatte, etwa wie in Deutschland, Samstag oder Sonntags früh, nur Glassplitter haben gefehlt und Bier- und Coladosen. Eine Zimtrolle für Erwin, ein Heidelbeermuffin für mich und jeweils ein guter Cafe Latte haben uns in eine gute Stimmung versetzt. Beim Zurückgehen ins Hotel waren die Straßen sehr sauber, keine Spur mehr vom Taifun.
Die nächste große Überraschung wartete auf uns im Kyoter Hauptbahnhof, unser Zug hatte tatsächlich eine Verspätung von 5 Minuten und der Zug vor ihm, der in die gleiche Richtung fuhr, 45 Minuten und der in die Gegenrichtung 29 Minuten, dann haben wir begriffen, dass etwas passiert sein müsste. In Deutschland haben die Züge meist Verspätung wenn jemand sich vor den Zug wirft oder auf die Schienen legt, dann kommt die Meldung: „wegen einer Störung auf den Gleisen verspätet sich die Abfahrt um …“ , in Japan konnten wir die Lautsprecherdurchsagen nicht verstehen, aber wir vermuten, dass der Sturm für die Verspätung zuständig war (ansonsten zu viele Tote in allen Richtungen). Morgen möchten wir überprüfen ob jemand Harakiri gemacht hat. Ein Freund von uns beiden hat im japanischen Restaurant Kicho erzählt, wenn ein Zug sich in Japan um mehr als 5 Minuten verspätet, dass die dafür zuständige Person nach dem alten Kodex Harakiri machen müsste. Gestern habe ich in meiner Empfehlung vergessen zu sagen, dass Logistikexperten der DB, wenn sie nach Japan kommen und danach nicht in der Lage sind die DB von der Krankheit „Aufschieberitis und Rechtfertigungen“ zu befreien, sollten sie in Japan lernen, wie man richtig Harakiri macht (Lol).
Als der Zug kam, verlief unsere Fahrt sehr ruhig, ungefähr die Hälfte der Strecke verbrachten wir mit Schreiben an einer Geschichte über einen Samurai und die andere Hälfte, dösend und durchs Fenster guckend.
Am Hauptbahnhof in Tokyo kamen Probleme mit der Verständigung auf. Entweder ist unser Japanisch noch etwas schlechter geworden (Hände und Füße reichten nicht mehr), oder die Fähigkeit der Japaner uns zu verstehen, ist ihnen verloren gegangen. Wir fanden den Ausgang aus diesem Bahnhof, nachdem wir eine Ehrenrunde in allen Untergeschossen gemacht haben und dann beim Tageslicht stellten wir fest, dass wir uns schon im Herzen Tokyos befinden. Vorher besuchten wir eine Buchhandlung, kauften eine Karte von Tokyo, auf die Empfehlung einer Verkäuferin die uns überhaupt nicht verstanden hatte und die Karte war falsch, weil sie die Präfektur Tokyo enthielt, dann ging ich wieder alleine zum Kartenstand, kaufte noch eine Karte in der es allerdings keine Übersicht über ganz Tokyo gab, sondern nur Stadtteile. Am meisten hat uns unser Baedeker geholfen.
Ihr könnt nur raten was wir dann gemacht haben. Haben wir versucht mit der U-Bahn oder mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln ein Hotel zu finden oder mit einem Taxi?
In unserem Hotel wurde der Film „Lost in Translation“ gedreht, wir hatten die Ehre das New York Cafe auf der 41ten Etage zu sehen und unsere Zimmer sind auf der 48ten Etage. Leider müssen wir morgen umziehen, wir haben eine extrem bescheidene Unterkunft gefunden, in der Nähe von diesem Hotel, am gleichen Park nur auf der anderen Seite.
Es gibt eine Restaurant und Einkaufspassage die heisst Hiltopia was denkt ihr davon (zusammengesetzt aus Hilton und Utopia), im Stil von Teppanyaki hat uns dort ein Koch alleine für uns Tempura gemacht, zwar nur Gemüse, aber es hat trotzdem geschmeckt. Den Aufenthalt im Schlaraffenland haben wir im Starbucks beendet. Wir erzählen nicht, was wir dort gemacht haben, aber wir waren über eine Stunde da.
Der Weg führte uns in eine Buchhandlung, in deren 6ten Etage (gesamt hatte sie 7) sich fremdsprachige Bücher befanden. Alleine dieses eine Stockwerk war unglaublich gut mit Büchern versorgt, nur auserlesene Titel, kein Ramsch. Die Versuchung war viel zu groß und wir wollten ihr nicht widerstehen) wir waren über 2 h dort). Mein Koffer wird um einige Kilos schwerer sein und das Foto illustriert unsere Beute.
Nach der Buchhandlung überlegten wir uns was wir essen wollen. Wir haben uns entschlossen, das wir in einem Fressladen Obst und Sushi kaufen, so das wir unmittelbar vor dem Schreiben dieses Blogs einen Teil der gekauften Speisen aufgegessen haben und der andere wird uns morgen auf die Reise begleiten.
Zuerst haben wir uns gefragt, was wir in diesem Blog schreiben können, wir haben keine Besichtigung gemacht und nichts aufregendes erlebt, dann fingen wir an und das ist das Ergebnis, wir hoffen das ihr genau so viel Spaß hattet beim Lesen, wie wir beim Erleben und darüber schreiben.

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