Ginza-Bummeln etc.

11-10-09 Tokyo

Am heutigen Morgen wollten wir nicht mehr zu Starbucks gehen, da wir gestern Abend im Hotel sehr gut gegessen haben und sogar ein Sake-Set testeten.

Unsere Erwartung betreffend den Sake war, dass es sehr schlecht schmecken wird. Wir waren angenehm überrascht, es hat nach nichts geschmeckt, deshalb hatten wir keinen Grund, es weiter zu trinken. Die Bedienung hat uns sehr bedeutungsvoll angeschaut, als sie das ganze Sake-Set fast unberührt vom Tisch abgetragen hat. Der Rest war deutlich besser, gegrillter Lachs, gekochte Aubergine, japanischen Pickels, klebriger Reis, gebratene Ginko-Nüsse, Tofu-Tomaten-Salat. Interessanterweise haben wir uns nicht voll gefühlt – nach dem Essen, sondern nur angenehm satt.

Der Schlaf war gut, bis 5 Uhr, danach kam Yoga, Meditation, Duschen und Lesen. Um 8 Uhr sind wir zum Frühstück gegangen und haben dort die Sau rausgelassen. Ich habe nicht nur Müsli und Obst gegessen, sondern noch dazu drei Brötchen mit einem schlimmen Milchkaffee. Diesmal ist Erwin mir gefolgt und hat auch diese schlimme Erfahrung geteilt und einen Milchkaffee getrunken.

Heute stand uns bevor die Stadt Tokyo kennen zu lernen. Mehrere Optionen waren im Spiel:

  1. Sensoji Tempel bekannt auch als Asakusa-Kannon-Tempel
  2. Kaiserlicher Palast
  3. Asakusa – Gegend
  4. Ginza – Stadtteil
  5. Shinjuku-Gegend

Shinjuku haben wir ausgeschlossen, da wir hier wohnen und wir haben uns mit der Gegend schon etwas vertraut gemacht.

Wir entschieden uns für einen Stadtbummel in Ginza. Den Tempel wollten wir nicht an einem Sonntag besichtigen, weil wir vermutet haben, dass „alle“ Japaner diesen Tag dazu verwenden. Es blieb uns Ginza übrig und wir wollten dorthin zu Fuß gehen, ohne zu wissen, dass die Entfernung etwa 16 km ist. Wir haben nur auf der Karte gesehen, dass die Chuo-dori Straße, die neben unserem Hotel in beide Richtungen verläuft auch in Richtung Nordosten uns nach Ginza bringen wird (das Abmessen mit der Daumenbreite funktioniert nicht immer gut, ist Erwins Meinung). Unter der Voraussetzung, dass die Karten des Tourist-Infos entsprechend der Himmelsrichtungen dargestellt ist, sind wir unbedacht los, wir sind in die Straße gegangen, nicht auf die Straße, weil der Anfang tunnelartig unterhalb der Stadtebene verläuft und in die vorbestimmte Richtung gegangen. In meinem iPhone habe ich einen Kompass und den haben wir benutzt. Als wir zur Shinjuku Station gekommen sind, verschwand die Straße und erschien nicht mehr. Zuerst sind wir an der Station vorbeigelaufen und dann weiter, in der Hoffnung die Chuo-dori wieder zu finden. Der Kompass hat uns Richtung Nordosten geführt. Die Straßen wurden dann plötzlich fast menschenleer. Wir haben nur gelegentlich düstere Gestalten, halbnackte oder komisch angezogene Menschen mit pathologisch auffälligem Verhalten gesehen, manchmal mit der versteckten Aggression getroffen und waren uns einig, dass wir uns mitten in einem Teil befinden, wo Japanische Gangster das Sagen haben. Das war wahrscheinlich das Drogen- und Prostituiertenviertel von Tokyo. Schweigend sind wir weitergelaufen, links, rechts, wieder links, dann rechts, dann sind wir in einen Stadtteil gekommen, der einer ruhigen Wohn-Siedlung entsprochen hat. Hochhäuser und kleine Läden an der Straßenecke, mit Obst und Gemüse und Haushaltswaren. Wahrscheinlich sind wir über 5 bis 6 km gelaufen, dann stellten wir fest, dass wir uns verlaufen hatten. Wir wussten nicht wo wir waren, da die Japaner sich nicht die Mühe machen alle Straßen mit Namen zu bezeichnen. Da ich im Handy einen Internetzugang habe, konnten wir den Punkt auf der Erde lokalisieren, wo wir uns befunden haben. Diese Stelle hat am Bildschirm angefangen ständig zu blinken. Zuerst habe ich als Ziel den Meiji-Schrein angegeben, da wir uns in der Meiji-Straße befunden haben. Die Google Maps brachte uns zu einem Punkt, wo es keinen Schrein gab, nur ein Starbucks, um etwa einen Meter haben wir den Eingang verfehlt. Natürlich war das unsere Troststation statt des Schreines.

Dort habe ich dann Ginza, chuo-dori eingetippt und wir haben die Info bekommen, dass dieses Ziel über einen kleinen Umweg, wo wir uns befanden, nur 16,3 km entfernt war. Natürlich habe ich nach den Abkürzungen gesucht, in der Hoffnung, dass wir alles innerhalb einer Stunde erreichen können. Meine Hoffnung war viel zu optimistisch. So sind wir der blinkenden und der angezeigten Google-Route gefolgt und kamen an gewissen Schienen vorbei, zu einem Eingang zu einem Garten, mitten zwischen den Hochhäusern. Es war ein wunderschöner Zen Garten mit einem kleinen Teich in der Mitte, in dem dicke und große Karpfen geschwommen sind, teilweise 60 cm. Dann zeigte mein Handy, dass es am Ende seiner Kräfte war, der Akku war fast leer, darauf sagte Erwin, „dann müssen wir mit Taxi fahren, alles hat auch etwas Gutes“. Ich sagte, wir gehen noch ein bisschen zu Fuß, solange die Batterie hält. Erwin ist mir gefolgt, genauso wie beim Starbucks mit der Kaffee Bestellung. Wir gingen noch ein paar km, zuerst über eine Brücke und dann in eine schmale Straße die zuerst abwärts und dann Bergaufwärts führte, bis wir auf eine riesige Straße getroffen sind, von dort aus in Richtung einer noch größeren Straße über die es eine Fußgängerüberführung gab. Wir überquerten sie und landeten vor einer großen Tempelanlage. Wenn wir schon da waren, mussten wir sie uns auch gleich anschauen. Natürlich befand sich der Tempel auf einem Hügel, obwohl man das von der Straße aus nicht deutlich erkennen kann. Zuerst kam ein großes Holztor, danach noch ein paar Gebäude und dann die Treppe die nach oben führten und ganz oben auf einem Plateau stand der Tempel. Nach unserer bisherigen Erfahrung haben wir uns alles angeschaut und nichts Neues erfahren, außer dass wir eine Hochzeit o. ä. gesehen haben. Dann sind wir zur Straße gegangen und haben uns ein Taxi gesucht, so sind wir nach Ginza gekommen. Das Taxi hat für die Strecke ca. 20 Minuten gebraucht, dazu ist der Fahrer nur keine 50 gefahren, sondern, da wo es ging schneller. Was darauf hinweist, dass die Entfernung mindestens 15 km betrug. Ginza kann man als ein Einkaufsmekka der Welt bezeichnen.

Zwei Straßen werden ab Samstagnachmittag und Sonntag gesperrt und in Fußgängerzonen umgewandelt. Wir können uns nicht erinnern ob es einen uns bekannten Modehersteller dort nicht gegeben hat. Sogar Abercrombie & Fitch machen dort ihren Laden demnächst auf. Ich glaube nicht, dass alle wissen, was A&F sind. Als ich mit meiner Tochter im Sommer in New York war, habe ich etwas über A&F gelernt. Es sind zwei junge Freunde, die ihren eigenen Modestil kreiert haben und eine spezielle Marketingstrategie dazu. Zurzeit haben sie an der 5th Av. in NY ein Kaufhaus, das sehr mager beleuchtet ist. Es ist fast so dunkel, dass der Besucher nur ahnt, wo sich was befindet, die Atmosphäre ist wie in einer Disco, mit der lauten Musik. Alles ist so sauber, als würden Japaner es in Ordnung halten. Im ganzen Kaufhaus duftet es relativ intensiv, nur äußerst angenehm. Ein Höhepunkt meines Besuches waren halbnackte junge gut gebaute Männer die als Verkäufer gearbeitet haben. Es war sehr stimmungsvoll eingerichtet. Ich vermute, das A&F in der Ginza Straße nach dem gleichen Modell eröffnet werden wird und dass sie in Japan einen unglaublich großen Erfolg haben werden. Denn wir konnten bis jetzt beobachten, dass alle jungen Leute auf alles stehen was einen Namen hat. Sei es Louis V. oder GAP oder Bananarepublic oder andere Mode-Macher. In der Hoffnung in Ginza Elektronik und Technikläden zu finden, haben wir uns mit der Masse fortbewegt. In manche Kaufhäuser sind wir gegangen und festgestellt, dass sie auf allen 7 oder 8 Etagen nur Kleidung und Schmuck verkauft haben. Unsere Suche nach der Technik war erfolglos.

Es war nicht überraschend, dass wir in der Ginza Straße einen großen Applestore gesehen haben, der dazu noch geschlossen war. Es war Zeit fürs Mittagessen. Zwischen dem Frühstück und Mittagessen haben wir mindestens 10 bis 15 Km zurückgelegt, eher gegen 15 und wahrscheinlich alles verbraucht, was wir zum Frühstück gegessen hatten. Mit gutem Gewissen haben wir in einem japanischen Restaurant uns Tempura mit allen möglichen Beilagen und Vorspeisen bestellt haben. Danach waren wir wieder fit für weiteres Bummeln.

Einige Buchhandlungen haben wir gesehen und in einer auch etwas gekauft. Danach wollten wie mit dem Zug zurück zur Shinjuku Station fahren, die Abfahrt Station war mindestens 1 km von der Stelle entfernt wo wir waren. Wir machten uns auf den Weg durch die Masse, es fühlte sich so an, als wären wir in einem Urwald, in dem alles so verwachsen ist, dass man nicht einen Meter vor sich sehen kann. Von dieser Station aus, erkannten wir eine Rundlinie die am anderen Ende der Strecke unsere Station hat, nach ungefähr 10 Haltestellen sind wir nach Shinjuku gekommen. Wir wussten, dass es in der Station auch eine große Buchhandlung gibt. Es ist nicht erwähnenswert, aber ich sage trotzdem, dass Erwin beim letzten Kaffee nicht mitmachen wollte oder nicht mehr konnte. In der Buchhandlung haben wir noch zwei Bücher gekauft und den bekannten Weg zum Hotel zurückgelegt.

Wir ruhten uns kurz aus, und jetzt in meinem Zimmer, schrieben wir diesen Bericht. Wir hoffen euch mindestens annähernd die Stimmung und Atmosphäre zu vermitteln, die wir heute erlebt haben. Jetzt kommen noch die Fotos und dann ist die Zeit zum Essen. Ich habe hier den Eindruck, dass ich hier an nichts anderes denke als an das Essen, als wäre das die allerwichtigste Beschäftigung, dass ich hier tue.

Wir sammeln auch viele Eindrücke, wir prägen sie uns ein, denken darüber nach, sprechen darüber und bilden unsere Meinung.

Ein interessantes Detail ist während unseres Spazierganges passiert. Vor einem Haus haben wir Abstellplätze für Fahrräder gesehen, zuerst fragten wir uns wie die Fahrräder in die zweite Etage kommen. Ich habe mir vorgestellt, wie eine kleine Japanerin das schwere Fahrrad vom Boden über den Kopf auf das Gestell stellt und bin zum Schluss gekommen, dass das nicht möglich ist. Erwin hat sich wahrscheinlich einen kräftigen Sportler vorgestellt, der wahrscheinlich gerade von seiner Tour gekommen ist und das gleiche schwere Fahrrad mit Leichtigkeit hochhebt und in das Gestell stellt. Im gleichen Augenblick haben wir beide angenommen, dass dieses Gestell sich irgendwie hinunterschieben lassen kann. Wir wollten es überprüfen. Also zogen wir am Gestell in unsere Richtung, es gab nach, aber nur ein bisschen, weil darunter sich ein abgestelltes Fahrrad befand. Wir schoben es nach rechts, es ging nicht das nächste Fahrrad blockierte es. Wir entdeckten dann, dass es sich in beide Richtungen schieben lies und so schoben wir es nach links und dadurch machten wir den Platz frei für das obere Gestell. Es gab nach, fast bis zum Boden, so dass es einfach ist, auch für eine kleine schwache Japanerinnen ihr Fahrrad auf das Gestell zu setzen. Es war wieder eine Einsicht über die technische Gabe dieser Kultur.

Zufrieden sind wir weiter gegangen.

Übersicht

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