Tempel, Samurai und Nationalmuseum

12-10-09 Tokyo – Altstadt

Gut, dass heute Montag ist und nicht mehr Wochenende.

Die Auflösung warum wir diesen Blog so anfangen, werdet ihr noch erfahren.

Es war wieder ein langer Tag.

Wir wollten mindestens fünf unterschiedliche Sehenswürdigkeiten besichtigen, die sich noch dazu in unterschiedlichen Stadtteilen von Tokyo befinden. Es ist uns gelungen, wie immer, nur eine Hälfte zu besuchen. Schon diese Hälfte hat uns sehr viel Spaß gemacht. Beim Concierge haben wir uns gründlich informiert, wie wir unsere Ziele erreichen können. Wir wollten eigentlich zu Fuß nach Asakusa gehen aber dann wurde uns gesagt, dass die Zugfahrt schon eine halbe Stunde dauert, und nicht irgendeine Zugfahrt, sondern ein lokaler Shinkansen. Ausgestattet mit einem Caffe latte tall HOT (weil es einen kalten, auch mit Eiswürfel gibt!!!), sind wir mit dem Zug nach Asakusa gekommen.

Unser erstes Ziel war der Sensoji-Tempel, und jetzt bekommt ihr die Antwort auf die Einführung des Blogs, warum wir uns gefreut haben. Asakusa ist ein alter Teil von Tokyo, da leben die alt eingesessenen Tokyaner Bürger. Sie lehnen alle anderen Stadtteile ab und behaupten das alle anderen nur Neulinge oder Zugezogene sind, das wahre Tokyo befindet sich dort. Von der Asakusa Station zum Tempel hätten wir eine halbe Stunde gebraucht, wenn wir uns nicht unterwegs aufgehalten hätten. Die erste Station war ein Trommelladen, in dem ich eine Trommel mit einer Seele ausprobiert habe. Ich habe andere Trommeln auch probiert, aber diese eine hatte eine Seele, nur diese mit der Seele war so teuer, dass ich die Idee sie zu kaufen sofort aufgegeben habe. Dann sind wir zum Tempel gegangen, in einem Menschenfluss der uns dorthin getragen hat. Im Tempelhof sind wir nur knapp dem Ertrinken entkommen, wir sind nur im Stau gestanden, nur Schritt für Schritt ging es voran. Heute war eigentlich ein regulärer Arbeitstag und trotzdem waren so viele Menschen im Tempel und um ihn herum (es war Chrysanthemen-Fest). Alles sah sehr kitschig aus und in Deutschland würde man sagen, eine große Kirmes oder Kirchweih. Tempelbauten wie alle andere die wir bereits gesehen haben, haben auf uns keinen besonderen Eindruck gemacht. Wir haben die Ehrenrunde gemacht, gesehen was alles zu sehen war und dann in ein Taxi gestiegen und wir sind zum Sengakuji-Tempel gefahren.

Dieser Tempel hat einen besonderen Wert in der Geschichte Japans. Ein Fürst hatte einen Konflikt mit dem Berater des Shoguns, in dessen Palast in Edo. Dieser Beamte hat den Fürst mehrmals beleidigt und sich ihm gegenüber verächtlich verhalten. Der Fürst konnte das nicht mehr hinnehmen und hat sein Schwert gegen diesen Beamten gezogen und einen Schwertkampf durchgeführt. Beim Kampf hat er den Beamten am Kopf und an der Schulter getroffen. Es ist ihm allerdings nicht gelungen ihn zu töten, weil sie unterbrochen wurden. Nach dem damaligen Gesetz durfte man keinen Kampf im Palast des Shoguns führen. Wer sich in irgendeinen Konflikt einlässt, wird bestraft. Nach dem Gesetz werden beide Seiten bestraft und so trägt auch der Angegriffene die Mitverantwortung und wird mit bestraft. Diesmal hat der Shogun nur den einen, den Fürsten, am gleichen Nachmittag zum Tode verurteilt und durch Sepukko (der Kopf wurde abgeschlagen, wie bei Frauen) getötet. Damit die Erniedrigung und Abwertung noch größer werden, hat der Shogun den ganzen Besitz des Fürsten beschlagnahmt, die ganze Familie entehrt und ihr den Fürstentitel entzogen. Der Sohn hat daraufhin Harakiri gemacht und die Frau ist zu einer Nonne geworden und ist in ein Kloster gegangen. Seine treuen Samurai, insgesamt 47 (obwohl er 48 hatte), haben sich verschworen, sie wollten den Kopf seines Feindes auf seinen Grabstein legen und dadurch ihrem Herrn ihre Treue zeigen. Der 48te Samurai war ein Kind von 16 Jahren und seine Eltern hatten ihm nicht erlaubt sich den anderen Samurai anzuschließen. Deshalb macht er auch Harakiri, bevor die Samurai auf den Rachefeldzug gegangen sind. Die Samurai haben dann den Beamten gefunden, ihn von seinem Kopf befreit, den Kopf zum Grab ihres Herrn gebracht, dort gewaschen und ihm damit gezeigt und gesagt, dass die Rechnung beglichen wurde und sie ihre Pflicht getan haben. Dann haben sie noch einen Brief über die Aktion und mit der Begründung dafür geschrieben und ihr Anführer hat diesen Brief dem Shogun persönlich überreicht. Der Shogun hat die 46 Samurai zum Tode durch Sepukko verurteilt, was sie auch angenommen haben und vorher selbst Harakiri gemacht haben. Der Anführer wurde von der Schuld befreit, den Grund dafür weiß ich nicht, erst im Buch über die 47 Samurai werde ich es herausbekommen. Natürlich erzähle ich all dies, weil die 47 Samurai dort ruhen wo ihr Herr begraben wurde, im Tempel Sengakuji. Dort haben wir den Tempel besichtigt, die Grabsteine der 47 Samurai gesehen, einen Film uns darüber angeschaut und das Museum mit den persönlichen Dingen der Samurai und ihren Abbildungen und Holzstatuen angesehen. Auch die Briefe in japanischer Kalligrafie sind dort ausgestellt, als Dokumente die für alle Zeiten dazu dienen, die Wahrheit allen Besuchern zu sagen. Es ist ein edler Ort, ein ruhiger Ort und wir haben uns genauso gefühlt.

Nach dieser Besichtigung war es schon Zeit für das Mittagessen und wir gingen in ein Restaurant, an dem Stand „vegetable Restaurant 10ZEN“ in der Hoffnung, dass wir endlich auf ein wirklich echtes vegetarisches Restaurant in Japan getroffen sind; aber das war nicht der Fall, in jeder Speise gab es Schwein, Huhn oder Rind. Allerdings hat die Küche sich bereit erklärt, für uns etwas Vegetarisches zuzubereiten. Nach dem Mittagessen hatte ich die Hoffnung, irgendwo einen guten Kaffee zu trinken. Die Hoffnung blieb auf der Strecke, es gab zwei hässliche Cafes im Park wo sich das Nationalmuseum befindet, so habe ich auf den Kaffee verzichtet und mit Erwin den ganzen Nachmittag im Museum verbracht. Das Museum bietet durch die Geschichte Japans einen Verlauf von der Steinzeit bis heute. Es war für uns interessant, nochmals diese Geschichte zu erleben, weil wir die ganzen Orte besucht hatten, die für die Entwicklungsgeschichte Japans bezeichnend waren, wie zum Beispiel die Asakusa-Periode (in der Nähe von Nara entstanden), dann die Edo-Periode aus der Zeit der Shogune in Tokyo, oder die Kamakura-Periode, als das die Hauptstadt von Japan war.

Voller interessanter Eindrücke sind wir dann mit dem Zug zurückgefahren und haben ein bisschen gefeiert, in einem sehr angenehmen Japanischen Restaurant in der 14ten Etage eines Hochhauses in Shinjuku. Die Bedienungen waren wie Geishas gekleidet, in traditionellen Kimonos und das Verhalten des Personals hat das ganze Bild toll ergänzt. Wir haben uns so wohl gefühlt, so angenommen und angenehm behandelt, dass wir das Restaurant der Gruppe im nächsten Jahr herzlich empfehlen können. Das gute Essen hat den ganzen Eindruck nur noch abgerundet.

Zum Schluss war noch der Starbucks unterwegs geöffnet und in dieser letzten Freude beenden wir heute diesen Blog, indem wie unseren Kaffee trinken.

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