…über das Frühstück gibt es nichts was nicht schon gesagt ist, alles beim Alten. Das Wetter könnte interessant sein, es hat aufgehört zu regnen, obwohl wir uns nicht getraut haben, Fahrräder zu mieten, sondern wie zwei Rentner mit dem Taxi zum Toshodaiji- Tempel gefahren sind.
Bisher haben wir schon so viele Tempel besucht, dass diese, die wir heute gesehen haben, uns nicht besonders beeindruckten. Wenn wir sie am Anfang unserer Reise gesehen hätten, hätten wir sie bewundert, aber unsere Erwartungen sind so gestiegen, dass wir sogar vom ersten Tempel ein bisschen enttäuscht wurden. Nur der Blick auf einen Teich in dem wir Schildkröten vermutet hatten und die Tatsache dass der chinesische Meister Ganjin in diesem Kloster 4 Jahre gelebt und gelehrt hat hat uns Freude gemacht. Er hat versucht, 5 Mal mit dem Schiff aus China nach Japan zu kommen, und dabei erblindete er und trotzdem brachte er den Buddhismus als Lehre nach Japan. Wir sind über das ganze Gelände gelaufen, um irgend etwas Interessantes zu sehen und erst ganz zum Schluss sahen wir hinter einer Mauer einen Felsenbau auf dem eine Buddhistische Stupa errichtet wurde. Hätten wir vorher nicht die Erfahrung mit Stupas in Indien, Nepal und Tibet gemacht, hätten wir nicht gewußt, dass sie den tantrischen Buddhismus repräsentiert. Ich habe mich gefühlt als wäre ich nach Hause gekommen, so vertraut war diese Erscheinung.
Zum nächsten Tempel (Yakushiji) sind wir zu Fuß gegangen und haben dafür nicht mehr als 15 Minuten gebraucht. Auf einem großen Gelände lagen unterschiedliche Bauten verteilt und wir folgten der Bezeichnung Gebetsroute mit den roten Pfeilen, genauso wie unzählige Kinder, die wahrscheinlich die Pflicht hatten, diesen Ort zu besuchen und dem Wegweiser zu folgen. In einem großen Saal versammelten sich viele Schüler und ein Mönch erzählte ihnen etwas, so schnell dass wir gewußt haben, er hat das schon mehrere 100 x abgespult. Auf dem Eintrittsticket haben wir einen Bau gesehen, den es im ganzen Tempelkomplex nicht zu finden gab. Nach diesem Bau haben wir 2 x gefragt und endlich den Hinweis bekommen, wo wir ihn finden können. Auf dem Bild sah er sehr imposant und interessant aus, ein 6eckiges Gebäude. In der Tat handelte es sich aber um ein 6eckiges Häusschen, das nicht älter aussah, als aus diesem Jahrtausend aussah. Es befand sich in einem Teil eines Komplexes in dem in der Mitte ein Platz voller Bänke war, auf denen man sitzen könnte, wenn sie nicht so niedrig und schmal gewesen wären und noch dazu nahe aneinander gereiht standen, dass wir sogar die Lust verloren haben, weiter zu schauen, geschweige denn zu bleiben. Wir folgten dem Pfeil der uns in einen Raum brachte in dem hinter großen Fenstern gemalte Bilder zu sehen waren, zwei mit verschneiten Berggipfeln, einige mit buddhistischen Orten in Afghanistan und ein Himalaya-kamm, der von der chinesischen Seite aus zu sehen war, natürlich war das fotografieren verboten, wozu das noch? Kopflos sind wir davon gelaufen, um uns auf den Weg zum nächsten Tempel zu machen. Diese beiden Tempel, die wir besucht hatten, wurden vor Jahren schon als Weltkulturerbe erklärt. Verglichen mit den Tempeln von gestern gehören sie nicht zu denjenigen, die wir nochmals sehen wollen und wenn ich in einem Touristenbüro arbeiten würde, würde ich sie keinem Touristen empfehlen, besonders nicht nach dem Kofukuji und Todeiji Tempel.
In der Hoffnung etwas aufregendes zu erleben, sind wir an einem Kanal entlang zum Saidaiji-Tempel und im Anschluss zu den königlichen Palästen gegangen. Saidaiji ist berühmt für die in ihm durchgeführte Teezeremonie, deshalb wollten wir das erleben, besonders weil sie mit den übergrößen Gefäßen durchgeführt wird. Im Tempel haben wir (fast) nichts im Innen fotografiert, es war verboten. Da ich nicht gesehen hatte, dass man den inneren Raum nicht betreten darf, habe ich eine Besichtigung des Altares auch von der hinteren Seite des Tempels gemacht. Als ich zurückkam schrie mich ein Angestellter an, weil er meine Kamera gesehen hat, wie ich sie in der Hand halte. Darauf hin haben wir das Gelände verlassen und da wir uns ein Cafe gegenüber des Tempeleinganges gemerkt haben, sind wir zu diesem gegangen, um dort die Kaffee-Zeremonie zu geniesen, was uns auch gelungen ist.
In einem Raum ungefähr 4 x 3 m in dem die Plätze für 24 Personen an winzigen Tischen zusammengestellt waren. Es war nicht nur ein Cafe sondern auch eine Konditorei, wo wir zuvor einen Kuchen bestellen mussten, um das Recht zu bekommen, auch einen Kaffee zu trinken. Ich habe mich für eine sichere Variante entschieden, ein Schokotörtchenchen und Erwin entschied sich für ein Bisquitetörtchenchen in Maßen 2,5 x 3 cm. Als er sein Bisquite mit dem Messer halbieren wollte, stieß das Messer auf einen harten Widerstand und konnte nicht durchdringen. Erwin fehlte offensichtlich die scharfe Klinge und er setzte seine Kraft ein und dann gab das Bisquite nach. Es war mit einer Zuckerglasur überzogen, man kann sich nur vorstellen, wie es an den Zähnen beim Kauen geklebt hat! Nach dem wir das Cafe Gateau de Bois glücklich verlassen haben, freuten wir uns auf eine riesige Erfahrung mit den königlichen Palästen, die auch als Weltkulturerbe erklärt waren und sich unter dem Schutz der Unesco befinden. Zuerst erlebten wir aus der nächsten Nähe ein japanisches Industriegebiet mit einer Wohnanlage, wo Leute in der Nähe alles hatten was sie zum guten Leben brauchen (z.B. einen japanischen „Lidl“ und ein Kaufhaus mit dem Namen „Alles“).
Am Gelände der Paläste angekommen, suchten wir die erwarteten Objekte. Sie befanden sich leider offensichtlich immer noch unter der Erde, obwohl man sie schon als japanische Kulturgüter betrachtet. Quer über das Gelände sind wir gelaufen, in der Suche nach einer Toilette, die wir nirgendwo fanden und dann laut dem Stadtplan gingen wir zurück nach Nara.
Nachdem der Plan uns die Entfernung zu unserem Hotel ca 5 km gezeigt hat, entschieden wir uns mit dem Bus dorthin zu fahren, weil wir auf der angegebenen Straße mehrere Busstationen bis zur Stadt gesehen haben. Bei der nächsten Gelegenheit sind wir in den Bus gestiegen und haben uns wie im Liliputanerland gefühlt. Nach zwei Stationen sind wir ausgestiegen, haben uns ein bisschen orientiert, um dann festzustellen, dass wir in der kurzen Busfahrt weit über den Punkt gefahren sind, wo wir hätten aussteigen sollen. Der hochpräziese Stadtplan hat uns um ca 3,5 km getäuscht, so waren wir über 15 Minuten zurück unterwegs zum Hauptbahnhof.
Die Fahrt nach Kyoto ist nicht erwähnenswert, außer das wir mit einem Bummelzug gefahren sind und das ich die Gelegenheit zu meditieren benutzt habe.
Jetzt kommts: in Kyoto fing unsere Suche nach einem Hotel an, mit einem glücklichen Ende (was wir zunächst nicht einmal ahnen konnten).
Wir sind zu einem Touristinfo-Büro der Stadt gegangen und haben nach zwei Nichtrauchereinzelzimmern (Bandwurmwort von Erwin) gefragt. Mit einem nahezu perfekten Englisch wurde uns ein Hotel empfohlen. Im empfohlenen Century-Hotel erfuhren wir, das alle Nichtraucherzimmern ausgebucht waren und uns zwei Raucherzimmer zur Verfügung standen. Schon im Flur begrüßte uns der Rauch und die Zimmer waren auch nicht besser, so gingen wir zurück ins Touristinfo-Büro und hatten diesmal Pech. Wir sind an einen Mann geraten, der uns kaum verstanden hat. Er hat 3 Hotels für uns angerufen und uns dann in die 9te Etage des gleichen Gebäudes geschickt. Dort wurden wir von einer Dame empfangen, die uns sofort darauf hinwies, dass sie nur noch 6 Minuten geöffnet hätten und sie innerhalb dieser Zeit nur eine Übernachtung finden könnte. Was den Unterschied zwischen einer und fünf Übernachtungen ausmachte, wußten wir nicht, aber wir nickten und warteten. Zum Schluß sagte sie uns, dass sie in einem einfachen Businesshotel zwei Doppelzimmer zur Einzelnutzung reserviert hat. Da diese billiger als ein Einzelzimmer waren, kam uns das Hotel etwas verdächtig vor und wir gingen zu einem anderen Hotel an dem wir vorbeilaufen mußten, das uns gut gefallen hat. Dort fragten wir nach einer richtigen Unterkunft.
Ende gut – Alles gut. Wir schreiben diesen Bericht in der Lobby des Granvia Hotels in Kyoto.