Über Plagiate

Der Anlass für dieses Schreiben war die Tatsache, dass jemand in Amerika meine Idee über den Weg der Persönlichen Entwicklung für sein eigenes Schreiben benutzt hat. Dabei verwendete er Inhalte aus meinem Buch ‚Wie zähmt man einen Elefanten und Affen?‘ und hielt es nicht für nötig, die eigentliche Herkunft der Idee anzugeben. Außerdem habe ich schon vor längerer Zeit den Begriff ‚Individuelle Meditation‘ in die Welt gesetzt und heute habe ich festgestellt, als ich den Begriff bei Google eingetippt habe, dass nicht meine Ideen zuerst erscheinen. Nirgendwo konnte ich erkennen, dass meinen Namen mit der Idee der Individuelle Meditation in Verbindung gebracht wurde.

Was geistige Güter sind, darüber lässt sich natürlich streiten. Ich möchte hier vom Standpunkt eines Inhabers verschiedener geistiger Güter das erläutern:

Alle sind sich darüber einig, dass etwas, was offiziell veröffentlicht wurde und dadurch bekanntgegeben wurde, zum geistigen Gut es Autors gehört. Dabei bleiben leider manche Fragen unbeantwortet, z. B. wenn jemand einen öffentlichen Vortrag hält und seine Ideen erläutert, sind dann die Anwesenden verpflichtet, zu der Ideen, die sie im Vortrag gehört hatten, auch die Quelle weiterzugeben, oder dürfen sie das weitergeben, ohne den Autor zu erwähnen?

Ist es auch ein Plagiat, wenn jemand das Wissen unabsichtlich weitergibt, ohne die Quelle zu erwähnen und dadurch ein Nutzen für sich bekommt? Sei es, dass sein Bekanntheitsgrad größer wird, oder Leute beginnen die Weisheit ihm zuzuschreiben oder ihn als einen großen Autor zu betrachten.

Meine Position im Bezug darauf lautet, dass jedes neue Wissen der Person zuzuschreiben ist, die dieses Wissen als erstes in die Welt brachte. In meinen Überlegungen gehe ich sogar noch weiter. Diejenigen, die das neue Wissen gehört haben, sollten selbst den Wunsch in sich haben, dieses Wissen untrennbar von der Quelle weiterzugeben. Dies betrachte ich als die moralische Verpflichtung jedes Menschen, der die Möglichkeit hat, sich aus der Quelle eines kreativen Menschen zu bereichern. Darüber hinaus verdient der Mensch, der eine Neuheit in die Welt gesetzt hat, einen Respekt von denjenigen, die etwas Neues erfahren haben.

 

Was ist dabei eine wertvolle Neuheit für die anderen?

Etwas Neues ist nur dann eine wirkliche Neuheit, oder eine kreative Tat, wenn es die Domäne, auf die sich die Neuheit bezieht, verbessert oder erweitert. Wenn das eine Neuheit ist, die keine der oben angegebenen Auswirkungen hat, dann handelt es sich um keine allgemeine kreative Tat.

In meinen Vorträgen vor ungefähr 20 Jahren habe ich angefangen die Kreativität neu zu definieren. In Bezug auf die Domänen, in denen eine kreative Tat stattfindet, unterscheide ich objektive und subjektive Kreativität.

  • Eine objektivkreative Tat erfüllt die Kriterien, die ich oben schon erwähnt habe. Sie vertieft, erweitert und verbessert die Domäne, auf die sie sich bezieht.
  • Eine subjektivkreative Tat bezieht sich auf das Leben der einzelnen Person. Wenn die Domänen, auf die sich eine Neuheit bezieht, die eine Person selbst entwickelt oder entdeckt hat, diese verbessert, erweitert oder vertieft, dann ist das eine subjektive kreative Tat, unabhängig davon, ob das noch jemand anderes entdeckt hat.

Die subjektive Kreativität kann manchmal auch der objektiven Kreativität entsprechen. Sollte jemand nachträglich entdeckt habe, dass seine kreative Tat schon vorher bekannt war und diese Person immer noch diese Idee vertritt, als gäbe es die Idee vorher noch nicht, dann ist das ein unabsichtliches Plagiat.

Beispielswiese, in der Geschichte des kognitiven Ansatzes in Coaching, Beratung und Therapie war der Gründer der Rational Emotiven Verhaltenstherapie, Albert Ellis.

Der erste, der den kognitiven Ansatz 13 Jahre später in die Psychotherapie eingeführt hatte, tat das gleiche, Aron Beck. Bisher habe ich nur eine Auszeichnung seitens Aron Becks für Albert Ellis gefunden, in der Prof. Beck Albert Ellis als den Urgroßvater der kognitiven Therapie bezeichnet hat. Was eher einer Abwertung als einer Honorierung entspricht.

Aron Beck und seine Nachfolger betrachten ihn, Prof. Beck, als den Gründer der Kognitiven Therapie, wobei die KT nur eine Abweichung oder Folge der REVT ist, die Albert Ellis gegründet hat.

Ohne wahre Anerkennung des Ursprungs kognitiven Ansatzes in der Psychotherapie Albert Ellis als Ursprungs anzugeben und trotzdem sein Wissen als das eigene nach außen darzustellen ist für mich ein Plagiat. Das gleich ist, wenn jemand sich zu einem Meditationsmeister erklärt und beginnt seine Mediationen seinen Klienten und Meditierenden zu verabreichen, die dieser Mensch von mir gelernt hat und den ganzen Ansatz von mir übernommen hat, ohne mich zu erwähnen und mich als die Quelle zu erwähnen, ist ein Plagiat.

Plagiate sind zurzeit immer schwieriger zu entdecken, weil sie in Podcast, in YouTube, in Instagram und allen sozialen Medien zu finden sind. Da diese Domäne undurchsichtig ist, kann jeder sich mit fremdem Federn schmücken. Nur diejenigen, die sich in der Domäne umfassend auskennen, sind in der Lage diese Plagiate zu erkennen.

Ist das Plagiat nur dann, wenn jemand das wortwörtlich verwenden, ohne den Autoren zu erwähne? Oder ist ein Plagiat auch eine Idee, die unmissverständlich mit anderen Worten nach außen kommuniziert wird? Wenn es sich um Ideen handelt und nicht um ein Gedicht oder Roman, oder wissenschaftlichen Abhandlung, dann ist jede Idee ohne genannten Autor ein Plagiat.

Es reicht nicht aus, einmal zu behaupten, dass ich mein ganzes Wissen von dem und dem gelernt habe und dass man dann die Idee nach außen präsentiert, als wäre es ihre eigene Idee.

Dann sind das auch hintereinander zustande gekommene Plagiate.

Letztendlich habe ich beobachtet, dass manche meiner Schüler nicht die richtige Einstellung haben, die auf eine reife Beziehung zwischen Meister und Schüler hinweisen. Wer seinen Meister in der Öffentlichkeit kritisiert, der kritisiert sich selbst.

Unlängst hatte ich einen interessanten Dialog mit einem meiner Meditationsschüler. Dieser hat den Zweifel geäußert, ob alles richtig ist, was er von mir gelernt hat.

Meine Antwort darauf, war es, dass er frei ist wegzugehen.

Ich habe Angst etwas zu verpassen, wenn ich weggehe.

Das war dann der Grund für ihn, dass er bei mir geblieben ist.

Diese Art der Beziehung zum Meister ist eine unreife und unechte Beziehung seitens des Schülers. Eine reife und echte Beziehung sollte darin bestehen, dass der Schüler von ganzen Herzen die Idee seines Meisters nach außen präsentiert, solange er von den Ideen überzeugt ist.

 

In der reduktionistischen Theorie der wissenschaftlichen Erklärung gewisser Phänomene wird der Canon von C. Lloyd Margan als Erklärungsmuster empfohlen, der lautet: Wenn ein kompliziertes Phänomen sich auf die einfacheren Phänomene zurückzuführen lässt, ohne dabei das Übermaß an Bedeutung zu haben, dann empfiehlt es sich, durch die Anwendung einfacher Prinzipien das Phänomen zu erklären. Erst dann, wenn etwas überflüssig bleibt, empfiehlt es sich eine Erklärung zu konstruieren, welche die beste Vorhersage für das Phänomen hat und gleichzeitig das Phänomen kausal am besten erklärt.

Das ist die Grenze zwischen der reduktionistischen und konstruktivistischen Erklärung desselben Phänomens. Dort wo die Macht der reduktionistischen Erklärungen aufhört, dort beginnt der wahre Konstruktivismus.

Der sogenannte aufgeblasene Konstruktivismus, wie er in der Tradition der Postmoderne entstanden ist, hat eine Verfälschung der wissenschaftlichen Wirklichkeit zur Folge. Wenn jemand in der Postmoderne einen wissenschaftlichen Text übernimmt und den Autor benennt und dies Idee dann missbraucht, dann handelt es sich nicht um ein Plagiat, sondern um einen Missbrauch der geistigen Güter anderer Personen. Ein solcher Missbrauch ist ein noch schlimmeres Delikt als ein Plagiat, weil dadurch der objektive Schaden entsteht, sondern auch noch der Ruf des echten Autors der ursprünglichen Idee ruiniert werden kann.

Wie aus dem ganzen Text zu erkennen ist, lautet meine Position hierzu, dass beim Umgang mit dem fremden Wissen selten ‚neutral sein‘ kann. Entweder wird der Autor respektiert und nach außen gepriesen, oder er wird gar nicht erwähnt und als Folge wird ihm sein Wissen gestohlen. Der andere, der an dieses Wissen herangekommen ist, beginnt es als das eigene Wissen nach außen zu vertreten.

Bezogen auf die Beziehung zwischen dem Schüler und seinem Meister lässt sich alles in der Welt korrigieren. Indem die Schüler gegenüber ihren Lehrern den Respekt zeigen würden, solange die Lehrer diesen Respekt verdienen.

Das setzt aber auch noch etwas anderes voraus. Nämlich, dass die Schüler das Recht haben, das Wissen, dass ihnen vermittelt wird kritisch zu betrachten.

Wie kann jemand das Wissen kritisch betrachten? Das geht nur, wenn das Ego des Betrachters zurückgesetzt wird.

Bei meinem letzten Vortrag habe ich eine neue Metapher für das Ego präsentiert. Das Ego ist wie eine Litfaßsäule, sie hat ihre Form im unteren Bauch, wo viel aufgeklebt wurde hat sie einen Bauch einen belastenden Bauch, und wo nicht so viel übereinander geklebt wurde, ist sie schlanker. Ein Ego besteht aus Etiketten, aus Annoncen, aus Plakaten etc., die jemand sich selbst angeklebt hat. Wie kann diese Person das auf sie zukommende Wissen unvoreingenommen betrachten und bewerten? Das geht nur, wenn diese Etiketten, die Plakatierungen und alles was das Wahrgenommen verfälscht, zurückgesetzt wird. Jedem Menschen besteht eine lange Arbeit, um sich als eine Litfaßsäule zu betrachten, um dann endlich zu erkennen, was auf die untersten Schichten geklebt wurde und was als geistige Bezeichnungen vorhanden ist alles lässt sich auf die Einstellung der betreffenden Person zurückführen.

Bei der Bildung einer einfachen Einstellung spielt zunächst eine Wahrnehmungsfähigkeit der betreffenden Person eine wichtige Rolle. Was ursprünglich wahrgenommen wird ist noch keine verfälschte Information. Dieser Reiz von außen oder von innen hat eine Auswirkung auf die Algorithmen im inneren System die diese Informationen als einen angenehmen oder unangenehme Reiz empfinden. Die daraus entstandene Empfindung färbt die Bewertung der wahrgenommenen Information, sie kann entweder als positiv oder negativ bewertet werden. Ist die Empfindung als positiv bewertet, dann entsteht eine emotionale Reaktion zu diesem Reiz und dies emotionale Reaktion ist eine Zuneigung. Wird der Reiz als negativ bewertet, entsteht eine Abneigung gegenüber dem Reiz.

Eine Einstellung hat in sich zunächst eine Bewertung (positiv oder negativ), dann eine emotionale Reaktion (Zu- oder Abneigung) und letztendlich eine Aktion (Vermeidungsverhalten oder Aggression) dem Reiz gegenüber.

Eine Einstellung ist nicht nur eine kognitive Dimension, sondern eine emotionale und eine Art des Verhaltens (behavioral) auf den ursprünglich wahrgenommenen Reiz.

Sobald die kognitiven Funktionen entstanden sind, beginnt ein Kind seine eigene Einstellung der Welt gegenüber zu formen und das eigene Ego mit den Etiketten und Plakaten, die ich als Einstellungen bezeichne zu bekleben.

Die Menschen als laufende Litfaßsäulen zu betrachten, ermöglicht es uns zu erkennen, wer als echter Mensch oder als verfälschter Mensch nach außen auftritt.

An dieser Stelle beende ich meine Erklärungen und überlasse es dem Leser über die wahre Natur des Menschen nachzudenken. ‚Wie kommt man an die wahre Natur heran?‘

Herzliche Grüße Euer Meister

 

 

 

 

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