Absprachen, Versprechungen und Verpflichtungen

Warum habe ich dieses Thema überhaupt gewählt, um darüber zu schreiben?

Im Laufe der letzten 20 Jahre konnte ich beobachten, dass sich viele Menschen nicht daran halten, was sie versprochen hatten, so als wäre das Gesagte etwas Unverbindliches für sie.

Ein aktuelles Ereignis liegt jetzt gerade 10 Tage zurück, bei dem ich einen Mann aus Hamburg kennengelernt hatte. Er hat mir von Verkaufsvereinbarungen erzählt und wie sie früher getroffen wurden.

Vor einigen Jahrhunderten gab es noch keine schriftlichen Vereinbarungen oder Verträge beim Handel zwischen zwei Partnern. Es reichte damals aus, eine verbale Vereinbarung mit einem Handschlag zu bestätigen und diese Vereinbarung galt als eine Garantie, dass sie erfüllt wird.

Heutzutage reichen nicht einmal mehr Vorauszahlungen oder Anzahlungen aus. Auch nicht wenn es um hohe Summen geht, auch 10 % des Wertes einer Immobilie ist leider keine Garantie mehr. Manche Immobilienpreise sind in den letzten Jahren innerhalb von 15 Tagen um mehr als 10 % gestiegen. Da viele Menschen durch den eigenen Zugewinn geleitet sind, sind sie manchmal bereit die Vereinbarung zu brechen, um den zusätzlich entstandenen Gewinn abzuschöpfen.

In den 80er Jahren gab es nur Festnetztelefone. Ein vereinbartes Treffen konnte man nicht einfach per Handyanruf canceln. Das Treffen war so verbindlich, dass es kaum jemand getraut hatte, nicht zu dem vereinbarten Treffen zu kommen.

Als ich vor kurzem den therapeutischen Marathon in Serbien abgehalten habe, hatte ich 32 Anmeldungen zu diesem Ereignis. Dann allerdings, am Tage des Marathons, sind tatsächlich nur 22 Personen erschienen. Die anderen 10 Personen haben sich nicht einmal abgemeldet oder entschuldigt.

Bei manchen Ausbildungsterminen sagen manche Menschen erst im letzten Augenblick den Termin ab, obwohl der Termin schon ein Jahr vorher abgestimmt war. Wenn etwas plötzlich dazwischen kommt (eine Einladung zu einer Wanderung, oder ein unvorhergesehenes Fußballspiel, oder ein unangemeldeter Besuch von Freunden), ist das der Grund sich zuerst selbst zu sabotieren und nicht zur Vereinbarung zu kommen. Das heißt, jemand lässt jemand anderem im Stich. Diese Ereignisse, die schon häufiger vorkamen, haben mich dazu veranlasst, über die Zuverlässigkeit eines Versprechens nachzudenken. Im Augenblick kann ich das nur aus der Position eines Meditationsmeisters betrachten. Die Einstellung als ich noch der Schüler eines Meisters war, liegt ziemlich weit in der Vergangenheit.

Mein Meister hat mir ans Herz gelegt, die Beziehung zwischen ihm und mir als eine Symbiose zu betrachten: Er kümmerte sich um meinen Geist und ich kümmerte mich um das ganze Leben meines Meisters. Er behauptete, dass diese Vereinbarung eine faire Vereinbarung war.

Als ich ihn gefragt hatte, ob ich mich bei ihm auch um seinen Geist kümmern sollte, sagte er:

„Dich um mein Leben zu kümmern reicht aus, weil in diesem Leben auch mein Geist enthalten ist.“

Ich habe ihn dann gefragt: „Was verstehst Du darunter, dass ich mich um dein Leben kümmern sollte?“

„Schaffe nur die Umstände für mich, dann floriert mein Geist. Wenn ich Reisen will, dass ich reisen kann, wenn ich Lust habe, etwas Gutes zu essen, dass ich mir das gönnen kann. Wenn ich mich gut kleiden möchte, dass ich es kann, wenn ich Konzerte besuchen möchte, dass ich mir das ohne Einschränkung gönnen kann. Wenn ich das eine oder andere Buch lesen möchte, dass dies mir geschenkt wird.“

„Das schaffe ich nicht allein.“

„Du deckst einen Teil ab, die anderen, die auch auf mich angewiesen sind decken einen anderen Teil ab.“

Meine Verantwortung, die ich für meinen Meister gefühlt habe, setzte ich konsequent um. Dabei hatte ich immer ein gutes Gefühl. Als mein Meister mich 1984 verlassen hat, beteiligte ich mich am Lebensunterhalt diverser Klöster im Osten, in denen mein Meister gelegentlich untergebracht wurde. Nachdem mein Meister gestorben war, bereiste ich diverse Orte im Fernen Osten und nutzte die Gelegenheit, um dort auch verschiedene Treffen oder Veranstaltungen für meine Reisenden zu organisieren. Dadurch konnten wir die kulturellen Träger in manchen Klöstern und Universitäten großzügig finanziell unterstützen.

Seitdem mein Meister Europa verlassen hatte, suchte ich den Weg, wie ich das Gefühl bei meinen Schülern fördern kann, dass sie Freude haben, sich um mein Leben zu kümmern.

In der Beziehung zwischen Meister und Schüler tut jeder das Beste zum Wohl des anderen.

(Dabei ist nicht nur der direkte finanzielle Aspekt zu berücksichtigen, sondern auch die indirekte Unterstützung durch die Beiträge für vereinbarte Termine – Anmerkung des Gremiums)

Eine soziale Beziehung zwischen dem Schüler und dem Meister sollte auf gegenseitigen 100 %igen Respekt basieren. Bei einem mangelhaften Respekt verändert sich die Beziehung und sie ist begleitet von den Spannungen und verdrängten Konflikten.

Einmal hat ein Autor einen berühmten Satz geschrieben: Wenn der Wein sauer ist, dann sollte man ihn wegschütten.

Ich empfehle jedem, der sich in einer problematischen Beziehung befindet, den ersten Fehler, der in dieser Beziehung gemacht wurde, prinzipiell zu verzeihen, um dem andern die Chance zu geben, aus dem Fehler zu lernen. Sollte der gleiche Fehler nochmals passieren, dann ist das ein Grund, die Beziehung zu beenden, oder immer wieder mit dem gleichen Fehler zu rechnen, dadurch ändert sich allerdings auch die Einstellung.

Karl Gustaf Jung hat das sogenannte Synchronizitätsprinzip entdeckt. Das besagt u. a.: Wenn etwas zum zweiten Mal passiert, dann passiert es auch zum dritten Mal. Wenn etwas nur vereinzelt passiert, dann sind die Zusammenhänge selten voraussagend.

Herzlichst Euer Meister

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