Über die Erleuchtung

Wenn sich jemand auf den Weg zum eigenen geistigen Gipfel macht, dann ist der Meister verpflichtet, diese Person mit den Etappen des Weges vertraut zu machen. Diese Etappen bestehen aus den vier großen Hindernissen.

Das erste Hindernis bezeichne ich als Farben und Lichter (auch Begierde).

Mit diesem Hindernis werden alle Verlockungen im Leben dargestellt. Ein Meditierender ist ständig den Reizen von außen, den eigenen Vorstellung, Gedanken und Erinnerungen ausgesetzt. Dieser Fluss des Geistes liefert dem Meditierenden extrem verlockende Möglichkeiten, die den Geist von der wichtigsten Angelegenheit (dem Weg zum geistigen Gipfel zu bauen) ablenken. Beispielsweise sitzt jemand in der Meditationshaltung auf dem Hocker, hat seine Knie auf dem Kissen, die Hände zusammenhaltend und der Geist beginnt wild zu spielen indem er dem Meditierenden ins Ohr flüstert: „hast du schon deinen Kaffee getrunken – ja – aber nur einen kläglichen Espresso. Aber da geht noch einer mit einem bisschen besseren Espresso mit etwas Zucker.“

Verzichtet der Meditierende dann auf die Unterbrechung der Mediiation, dann kommt der nächste Gedanke.

Meine Schüler berichten häufig, dass sie ganz kreative Ideen bekommen, wie sie ein aktuelles Problem lösen. Und sie fragen mich, ob sie diese Lösungen während der Meditation dann aufschreiben sollten. Meine Antwort lautet prinzipiell, wenn man sich beim Meditieren unterbricht, sollte man die gleiche Meditation nochmals wiederholen. Ist eine Lösung so wichtig für den Meditierenden, dann hat es sich gelohnt die Meditation abzubrechen und nochmals neu zu starten. Ist eine Meditation unterbrochen, dann hat sie nicht den Zweck der täglichen Meditation erfüllt. Deshalb die Empfehlung, die gleiche Meditation am selben Tag nochmals zu machen.

Wenn Meditierende berichtet, dass sie sich in einem Lichtstrahl befindet, oder ihre Chakras spüren oder sehen können, dann erklären diese selbsternannten Meister den Meditierenden für erleuchtet. Solche Meister bieten auch eine Erleuchtung über ein Wochenende an.

Wenn jemand während des Meditierens Stimmen hört, oder eine Lichtsäule sieht, oder die Energie spürt, oder irgendwelche Felder um sich herum spürt, gehören alle diese Phänomene dem Hindernis der Farben und Lichter an. Hat der Meditierende einmal dieses Hindernis überwunden, ist er allerdings auch weiterhin nicht davor befreit, Rückfälle zu erleben. Beim weiteren Meditieren können immer wieder Phänomene wie Farben und Lichter auftauchen.

Das zweite Hindernis ist Reinheit und Frieden.

Wenn der Meditierende endgültig die Farben und Lichter hinter sich gelassen hat, dann erreicht er irgendwann den Zustand der Glückseligkeit. Das zeigt sich, indem der Meditierende mit allen in Frieden lebt.

Er hat beim Meditieren gelernt, seine Nucleus Accumbens anzusprechen und beim Meditieren entsteht ein glückliches Gefühl. Die meisten Meditierenden betrachten das als eine Erleuchtungserfahrung, oder zumindest deuten sie es sich so, dass sie zum Meditieren talentiert sind.

Wenn sie keinen wahren Meister begegnen, der ihnen den weiteren Weg weist, dann blieben sie auf dieser Stufe stecken.

Begegnen sie eines Tages einen richtigen Meister, kann es passieren, dass der Meister sie im Dialog zur wahren Einsicht bringt. Den Dialog mit dem Meister bezeichne ich als Kontaktpunkt, dabei ergibt sich die Möglichkeit, das erste wirkliche Erwachen zu erleben. Dieses augenblickliche, kurzfristige Erwachen enthält in sich auch eine Gefahr, die Gefahr des Selbstverliebens. Es ist die Stufe der Erleuchtung, das dritte Hindernis.

Dann kommt eine wichtige Etappe, indem der Meister aufklärt, dass der Meditierende nichts ist, das er nichts erreicht hat und dass er sich von sich befreien soll. Gelingt es dem Meister den Narzissmus des Schülers zu zerstören und zu zerbrechen, dann bleibt dem Schüler nichts mehr übrig. Sein Ego hat der Meister mit Füßen getreten und ihn vernichtet. Erst jetzt ist der Schüler für eine wahre Selbsterkenntnis bereit. Der Meister schickt ihn in die Welt. Er schickt ihn weg und wenn der Schüler immer noch an der Selbsterkenntnis interessiert ist, dann wird er immer wieder für sich die Rückzüge aus der Welt in Anspruch nehmen, bis er sich mit vollem Bewusstsein selbst erkannt hat. Dann erkennt er, dass es an der Zeit ist, in das wahre Leben zurückzukehren.

Dieses vierte Hindernis, die zerstörte Erleuchtung. Diese Stufe ist begleitet von Selbstzweifel und von der mangelnden Geisteskraft. Die meisten Meditierenden sind nicht in der Lage den Mut aufzubringen sich nach dem Höhenflug des dritten Hindernisses und nach dem Sturz in die Tiefe des Selbstzweifels daraus wieder zu erheben und auf dem Weg weiterzumachen. Nur beim richtigen Meister sind sie gut aufgehoben. Deshalb ist der Ausdruck in den fernöstlichen Traditionen, dass der Schüler eine torlose Schranke passieren sollte auch der richtige Ausdruck.

Wer ist die torlose Schranke für den Schüler, natürlich der Meister auf dem Weg zum eigenen geistigen Gipfel.

Herzlich eurer Meister

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